Keine Farbe! Kein Gedöns!

 

Wenn man Farben und Formen reduziert, dann erhält man Bilder, die in ihrer Klarheit nur noch durch Licht und Schatten funktionieren.


EXPOSÉ PAINT IT BLACK

 

Die Kollektion „Paint it Black“ kombiniert die Ideen des amerikanischen Minimalismus mit den Gestaltungsprinzipien des Konstruktivismus. In Anlehnung an den zu Beginn des 20. Jahrhunderts praktizierenden ukrainischen Künstler Kasimir Malewitsch und sein ‚schwarzes Quadrat‘ (1915) wird auf jegliche Farbigkeit und Nachbildung der Natur verzichtet. Stattdessen wird ein Medium einfachster Art, z.B. ein Gardinenring, in symmetrischer bzw. asymmetrischer Anordnung arrangiert, um – je nach Gemütslage – eine beruhigende oder aufwühlende Atmosphäre zu erzeugen. Es wird keinerlei Farbigkeit verwendet, das Schwarz der Bilder ist in matt oder glänzend gehalten – trotz des uniformen Tons können verschiedene Wirkungen hervorgerufen werden: Aus den Elementen des Grundkanons wird durch Kombination eine eigene Stimmung erschaffen, die durch die unterschiedliche Plastizität der Objekte und damit einhergehend die Lichtbrechung zusätzlich unterstützt wird. Die Erfahrung der reinen Gegenstandslosigkeit, reduziert auf den absoluten Nullpunkt bei gleichzeitiger Dreidimensionalität der Formen führt zu einer Erregung und Harmonisierung innerhalb des Kunstwerks. Die Gegensatzpaare Anfang – Ende und Fülle – Leere sowie die Reduktion auf einen unifarbenen Kolorit und geometrische Grundformen entstammen dem Minimalismus, dessen Forderung nach Plastizität mithilfe der eingesetzten Objekte erfüllt wird. Die Objektivität ist insofern gegeben, als dass die Kunstwerke keinerlei Wertung von Ereignissen und Strukturen vornehmen, die zugrunde liegende schematische Logik ergibt sich aus der Konsequenz des Gestaltungsprinzips und wird von den konstruktivistischen Strukturen unterstützt. Die Idee der Entpersönlichung wird durch die Gegenstandslosigkeit tangiert, allerdings negiert die individuell hervorgerufene Stimmung des Betrachters das Konzept einer universalen und stets eindeutig möglichen Interpretation. So ergibt sich keine bloße Nachahmung historischer Stilrichtungen, sondern eine Weiterentwicklung zu einem expressionistischen Konstruktivismus hin: Aus dem Nichts werden einfache Gegenstände ohne Farbe und besonderen materiellen Wert in eine erstaunliche Wirkung gebracht, die trotz der Schwärze nicht zwingend Depressivität beim Betrachter hervorruft; es handelt sich bei der Kollektion trotz der Gleichheit der Benennung explizit nicht um eine Anlehnung an das Lied „Paint it black“ der ‚Rolling Stones‘. Die Kunstwerke sind vielmehr als Designelemente für eine stylisch-modern eingerichtete Wohnung zu verstehen, deren innenarchitektonisch strukturierte und klare Raumkonzeption aufgegriffen wird. Somit erfährt das Interieur keine Überblendung oder Stilbrüche, es wird in seiner Abstraktion und Ordnung unterstützt.

 Text: Felicitas Meisel