Zuviel ist nicht genug!

 

Wenn wenig nicht reicht und genug nicht genug ist, wenn ein Objekt nicht mehr übertrieben werden kann,

dann ist es maßlos.


EXPOSÉ MASSLOS

 

Die Serie „Masslos“ umfasst nicht-gegenständliche Skulpturen und Plastiken, welche vollflächig mit Elementen wie Reißzwecken bedeckt werden, die dem menschlichen Alltag entstammen, sodass der Eindruck einer scheinbar unendlichen Bestückung entsteht. Die Grundstücke werden aus Polysterolplatten und –Blöcken durch das Abtragen von Material mithilfe von Kettensägen, Fuchsschwänzen sowie Hobeln und Feilen geformt und in den gewünschten Umrissen ausgeschnitten, danach werden die einzelnen Teile neu arrangiert und befestigt. Es folgen der Überzug und daran anschließend die Anbringung der jeweiligen Partikel. Durch die Verwendung von organischen Grundformen werden die Objekte in fließender Bewegung dargestellt, angelehnt an die Objekte der Stardesignerin Zaha Hadid und ähnlich wie der Künstler Luigi Colani betont Lisnoir so die Weichheit der Formen und deren innerwerkliches Fließen mit eindeutig bekennender Liebe zu Rundungen. Die Ideen dieser Designer werden insofern aufgegriffen, als dass sämtliche Teile abgerundet werden, selbst die Spitzen der Stachelplastik können ohne die Gefahr der Verletzung durch den Betrachter berührt werden, sodass das Kunstwerk ausschließlich durch Befühlen ohne visuelle Erfassung zugänglich gemacht werden kann. Die runden, weichen Formen erinnern dabei an den Körper einer Frau. Die Ergänzung durch die maßlose Anzahl an alltäglichen Gegenständen führt dazu, dass etwas eigentlich belangloses Kleines durch Wiederholung zu derartiger Größe entwickelt wird, wodurch für den Betrachter ein neuer Eindruck des Partikels entsteht. Dabei kann die ursprüngliche Funktion des Einzelteiles in ironischer Weise eine Verfremdung erfahren, so ist es bei der Plastik ‚10.000 Mirrors‘ nicht möglich, sich vollständig in den Spiegelstücken zu betrachten, obwohl eine enorme Fläche mit mehreren tausend solcher Mosaikplättchen komplett überzogen wurde. Das Werk ‚ 200.000 Teile-Puzzle ‘ hingegen erhält seine Oberfläche, welche an die Mikroskopstruktur eines Lotusblattes erinnert und den Effekt der Haut eines Geckos nachahmt, durch den umfassenden Beschlag mit Zimmermannsnägeln. So entsteht ein völlig neuer Eindruck von und durch Gegenstände des Alltags, welche durch die neue Kontextualisierung in der Masse in den Fokus des Betrachters treten und stärkere Beachtung als gewöhnlich finden.

Text: Felicitas Meisel